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Mittagessen mit der Familie

Dienstags, 13.00 Uhr in Leichlingen

Dienstags gibt es bei meinen Eltern Mittagessen und das schon seit über 10 Jahren. Für meine Nichte und meinen Neffen heißt das dann Oma-und-Opa-Tag. Tatsächlich sehe ich an diesem Tag dann auch meine Oma und meinen Opa. Die kommen nämlich auch zum Essen. So sitzen dienstags vier Generationen an einem Tisch und erfreuen sich an was auch immer meine Mutter gekocht hat.

Es ist interessant, dass sich ziemlich alle am Tisch ihrer Rolle entsprechend verhalten:

Der Opa beschwert sich über die bösen Busfahrer, die zu stark bremsen, an Haltestellen vorbeisausen oder zu schnell um die Kurven fahren.

Die Mutter verteilt das Essen auf den Tellern, ist froh, das die Kocherei geschafft ist und hört den anderen lieber zu anstatt zu reden, weil sie endlich ihr Essen genießen möchte.

Der Neffe erzählt manchmal etwas vom Training, ist aber eher schweigsam. Während er vor lauter Langeweile seine Tante (also mich) ärgert, indem er seine Füße (die Tante mag keine Füße) nicht bei sich behalten kann, freut er sich schon darauf mit seinem Opa und Onkel nach dem Essen eine Runde Billiard zu spielen.

Der Vater neckt seinen Enkel ein bisschen und verteilt nach dem Essen freudig Schnaps und Kaffee. Zwischendurch gibt er seiner Tochter (also mir) noch Anweisungen wie „Hol mal die Milch aus dem Keller.“ „Verteil mal Tassen.“ oder „Räum schon mal die Teller weg.“Schokokuchen

Der Mann (also meiner) erzählt von seinen Hobbys oder neusten Forschungsergebnissen, die kaum einer – besonders nicht die Oma – versteht oder er versucht zu retten, was zu retten ist und belehrt Nichte und Neffe über das Leben und seine Tücken.

Die Nichte redet eigentlich ohne Punkt und Komma, wechselt ständig das Thema und sagt Dinge wie: „Ich war am Samstag in Leverkusen shoppen da habe ich diese Jacke gesehen aber ich hatte nur noch zwei Euro und davon wollte ich mir noch eine Cola holen und deshalb….“ oder „Mein bester Freund ist in die Maren verliebt und die hat mir gesagt dass sie auch was von ihm will aber ich kann das ihm nicht sagen weil ich versprochen habe nichts zu sagen also habe ich ihm gesagt…“

Ich muss zugeben, dass ich die Geschichten meiner Nichte eigentlich am spannendsten finde. Sie ist in einem Alter, in dem unfassbar viele Dinge gleichzeitig passieren und der Kopf gar nicht weiß, worauf er sich als erstes konzentrieren soll und was er überhaupt mit den ganzen Hormonen im Körper anfangen soll. Diese Phase im Leben eines Menschen finde ich gleichermaßen faszinierend und amüsierend. Gleichzeitig frage ich mich (auch typisch für eine Tante), ob ich auch mal so war und ob ich damals auch so viel geredet habe. (Über das Thema könnte ich stundenlang erzählen, aber dann schweife ich zu sehr ab.)

Und dann hätten wir noch die Oma, die sich darüber beschwert, dass sie nicht mehr ernst genommen wird und dann erzählt, dass sie ihre Zähne aus Versehen die Toilette runtergespült hat und auch ihr Hörgerät nicht mehr

finden kann. Dabei entstehen dann Dialoge wie: „Oma, bringt der Peter dich nach Hause?“ Oma: „Ja, was heißt denn später?“

Mittendrin sitze ich und befolge Anweisungen, wehre meinen Neffen ab, lausche den Gesprächen, versuche ab und zu lustige schlagfertige Dinge zu sagen (manchmal klappt’s) und freue mich darauf, meinen Kuchen präsentieren zu dürfen, wenn der Kaffee auf dem Tisch steht. Dann erklärt normalerweise die Hälfte am Tisch, dass sie eigentlich schon viel zu viel gegessen hat und am Ende bleibt tatsächlich noch ein Stück übrig, welches nach einer kurzen Pause dann doch noch von meinem Mann oder Vater gegessen wird.

Essen gehört zu unserem täglichen Leben einfach dazu und ich bin froh, dass ich es manchmal mit den Menschen teilen darf, die ich liebe und schätze. Ein leckerer Kuchen oder eine tolle Torte spielt bei solchen Familienessen oft ebenfalls eine Rolle. Wie zum Beispiel als Nachtisch, bei uns dienstags um 14.30 Uhr. Ich trage gern meinen Teil dazu bei Menschen zu verbinden – denn wir alle lieben Kuchen.

 

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